Kriegsfilme

Herz aus Stahl

Ermüdete Soldaten zwischen Leichenbergen, zerstörten Fahrzeugen und aufgeschlagenen Lagern stehen unter dem Eindruck der letzten Wochen der rabiaten Naziherrschaft. Mittendrin eine eingespielte Panzerbesatzung, die vor ihrem letzten Auftrag steht. Der Plan sieht die Vernichtung der letzten Nazi-Truppen und SS-Batallions vor, die mit einer übermächtigen Panzerdivision im inneren Deutschlands aufwarten. Mit diesen Bildern eröffnet Regisseur David Ayer sein Kriegsdrama “Herz aus Stahl”. Der Schauplatz wird in schonungsloser Manier eines Kriegsfilms in marineblau und überwiegend in der totalen gezeigt. Die Kamera wechselt mutmaßlich wahllos zwischen den Bildern des Kriegselends, hält ungeschmückt auf zerfetzte Leichen, um die Stimmung auf die richtige Höhe zu bringen. Und so wird schon zu Anfang zu viel an wertvollen Eindrücken für den eigentlich simplen und kurzen Tiefgang verspielt.

Es ist April 1945. Die Panzerbesatzung um Sargeant Collier alias Wardaddy ist eine verrohte Truppe, in der traurige Ironie und makabre Sprüche die grausame Gewohnheit des Kriegsalltags zeichnen. Der jugendlich wirkende Norman, dessen unfreiwillige Aufgabe es ist, den gefallenen Bugschützen zu ersetzen, scheint mit der Welt der geistlosen Kriegsrüpel, deren Lebensinhalt einzig und allein in der Vernichtung von Nazis zu bestehen scheint, wenig gemeinsam zu haben. Lange verharrt der Film auch in Szenen, die sich nicht mehr und nicht weniger als um die Vorbereitungen der Besatzung und ihre unmittelbar vom Krieg gezeichnete Umgebung dreht. Und obwohl der Einstieg viel Zeit für eine gelungene und würdige Konversation der durch den Krieg gezeichneten Soldaten bietet, kommen die Charaktere anfänglich zu kurz und platt. In der Konsequenz leidet der Film, trotz mühevoll geschaffener Atmosphäre an der nötigen Authentizität.

Dabei ist die Rollenbesetzung gekonnt gewählt. Neben Brad Pitt als Sargeant Wardaddy, stehen Jonn Bernthal und Sott Eastwood vor der Linse. Das bis fast zur Mitte des Films wahllose Gerede und die kindischen Neckereien der Besatzungsmitglieder schlagen sich negativ auf den Plot, der erst ab etwa der 45. Minute einem geordneten Handlungsablauf folgt und damit den Focus auf das Wesentliche schwenkt. Es fehlt zudem schlicht die gekonnte Kameraführung und der harmonische Wechsel zwischen Totale und Halbtotale. Von langsamen, schwingenden Bildführungen und gewaltigen Weitaufnahmen oder Kamerafahrten fehlt jede Spur. Mit etwas mehr Zeit für die kleinen Momente und vermeintlich unscheinbaren Eindrücke des Kriegs, ließe sich so manche Ladehemmung des Films beheben. Aber auch das bleibt aus. Alles was das gewohnte Auge bereits aus vorangegangenen Kriegsdramen erfolgreicher Filmemacher kennt, wird hier ohne hinzugefügte Kunstfertigkeit und Gefühl zum Teil plump serviert. Bis der lang ersehnte Twist dann endlich im erbarmungslosen Kugelhagel in einem von Nazis besetzten Städtchen eine neue Dynamik in den Film bringt. Von hier an zeigt der Kameramann was er von seinem Handwerk versteht und der Regisseur schickt seine Zuschauer in einen detailreichen und engmaschigen Plot, in dem nicht nur ein originalgetreues Bild einer deutschen Stadt überzeugt, sondern auch Brad Pitt aus seiner ungewöhnlich steifen Rolle herauswächst.

Die Besatzung nimmt im tödlichen Schusswechsel mit den Nazis neue Gestalt an. Einblicke in eine tiefere Kameradschaft werden gewährt .Die Charaktere treten langsam hervor und fügen sich sukzessive der immer klarer werdenden Dramaturgie. Dennoch: Die zu Anfang lange ausbleibenden Twists Überraschungen werden durch auffällig übertriebene Dialoge und raue Brutalität kaschiert. Dieser Eindruck lässt sich selbst in der beginnenden Wendung des Films nicht mehr beheben. Verglichen mit “1917” oder der “Soldat James Ryan”, bleibt Herz aus Stahl ein Film mit deutlichem Hang zur simplen Darstellung des Kriegs in nahezu bewegungslosen Bildern, ohne neue und historisch authentische Eindrücke zu schaffen. Die Kamera ist zu starr und zugleich einfach in der Bewegung. Das Bildpotenzial wird nur gering ausgeschöpft. Es fehlen Details von Fahrzeugen mit deutscher Aufschrift oder deutsche Ladenschilder und Hakenkreuze. Das Kostüm, auch das der Nazis, ist lieblos gestaltet und findet selten Ruhe, um in der Linse Eindruck zu schinden. Fazit: Herz aus Stahl ist ein Kriegsdrama mit spät einsetzender Energie und beginnend magerem Plot, das sich allen bekannten Elementen eines amerikanischen Nazi-Kriegsdramas bedient, aber keine eigene markante und inszinierte Kunst daraus hervorbringt. Schuld sind hauptsächlich Kamera und schauspielerische Leistung. Das Bild der Kriegsumgebung dagegen ist gelungen. Die Kamera kommt erst ab Mitte des Films zur Geltung

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