Thriller

The Women in the Window

Halil Celiksoy

Regisseur Joe Wright entwirft in „The Woman in the Window“ eine Art Lagerkoller, in dem sich eine Frau mit Medikamenten und Alkohol aus dem klaren Verstand katapultiert. Anna Fox (Amy Adams) leidet an Agoraphobie und kann das Haus nicht verlassen. Ihren Therapeuten, der sie regelmäßig besucht, hält sie für einen Kontrollfreak.  An die Verordnung der Medikamente möchte sie sich auch nicht halten. Den tristen Alltag verbringt sie mit der akribischen Beobachtung der Nachbarschaft. Eines Abends klingelt der nette Nachbarsjunge Ethan (Fred Hechinger) an der Tür und bringt Lavendel vorbei, den seine Mutter ihm gegeben haben soll. Die beiden verstehen sich gut und eine besondere Freundschaft scheint sich anzubahnen. Der unschuldig wirkende Ethan lässt durchblicken, dass er unter der Gewaltherrschaft seines Vaters leidet.

Anna entwickelt daraufhin eine besondere Verantwortung für den Jungen. Eines Abends an Halloween wird Anna von einer Gruppe Kinder terrorisiert. Als sie das Haus verlässt, um diese zu verscheuchen, verliert sie das Bewusstsein.  Jane Russel (Julianne Moore), die Mutter Ethans, rettet sie aus der Situation und bringt sie ins Haus zurück. Beide kommen ins Gespräch und trinken viel Wein. Kurze Zeit später wird Anna Zeugin eines Gewaltverbrechens, das sie vom Fenster aus beobachtet. Jane wird von ihrem gewalttätigen Mann erstochen. Um ihr zur Hilfe zu eilen, überwindet sich Anna dazu, das Haus zu verlassen. Doch ihr Versuch bleibt erfolglos und sie wacht ein weiteres mal in ihrem Haus auf. Bald schon wird sie mit verstörenden Wahrheiten konfrontiert. Die Jane, die sie kannte, hat plötzlich ein anderes Gesicht und das von ihr beobachtete Gewaltverbrechen hat es nicht gegeben. Auch ihr Untermieter, der im Keller wohnt, will von den eigenartigen Vorkommnissen in der Nachbarschaft nichts wissen.

Dem Film gelingt es, eine solide Grundspannung aufzubauen. Die Rollen sind gut besetzt und weitestgehend authentisch. Viel zu schnell schlittert der Plot jedoch in eine einfache Erzählweise. Der zunehmend mürrische Vater, die verschwundene Jane, Dinge, die sich nicht bewahrheiten und eine wegen ihrer Krankheit eingesperrte Frau. Schnell wird klar, in welcher Perspektive hier etwas nicht stimmt. Der Familienvater entpuppt sich ohne große Details als eine geheimnisvolle und jähzornige Gestalt. Fast auf absurde und unnötige Weise macht er sich gleich zu Anfang verdächtig. So kann die Dramaturgie sein begonnenes Spannungsmuster nicht mit gleichbleibender Konsequenz halten. Immer plumper und einfacher werden auch Dialog und Handlung.  Die Geschichte hätte etwas mehr Komplexität vertragen. Die Familie Russel wird nur grob in die Linse genommen. Die Familienverhältnisse kennt man nur aus dem Blickwinkel der Jane. Was also mit gut ausgetüftelten Einzelheiten beginnt, verliert sich bald in einer überstürzten Fortführung der Geschichte. Schade.

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