HorrorfilmeThriller

Growl – Er riecht deine Angst

Quelle: Pierrt LeFou

Halil. Blogger und Horrorfan 🙂

Tierhorrorfilme haben in der amerikanischen Filmgeschichte einen ganz eigenen Platz. In den 70ern und 80ern, aber auch in den frühen 2000ern gehörten sie sogar zum beliebten Feld der Filmkunst, auf dem sich so einige Regisseure kreativ ausgetobt und Maßstäbe gesetzt haben und bis heute als Vorlage für ausufernde Tierhorrorfilme dienen. Ganz egal ob Haie, genmanipulierte Zecken oder Spinnen. Die Welt der Tiere bleibt im Horrorfilm furchterregend. Aber der Trend ist dennoch bemerkbar zurück gegangen. Grundsätzlich habe ich kein Vertrauen mehr in diese Unterordnung im Genre Horror. Wenn ich also Tierhorrorfilme empfohlen bekomme, gehe ich fast zwanghaft davon aus, dass der Film mich niemals überzeugen wird. Und da sind die Bilder von alten Tierhorrorfilmen in meinem Kopf, die an Absurdität kaum zu überbieten sind. Unrealistisch und vollkommen übertrieben. Wild gewordene Bären wie in Backcountry, die sich an desorientierten Rucksacktouristen vergreifen, sind da noch die einzigen Tierhorrorfilme, die mein Interesse wecken, weil sie das Monströse mit dem unheimlichen Wald verbinden. Der Reiz, die Begegnung zwischen einem imposanten Bären und Menschen zu sehen ist, aus welchen Gründen auch immer, sehr präsent. In der Kategorie Tierhorrorfilm sollte man jedoch einem weiteren Tier eine gesonderte Chance geben. Dem Hund. Allein schon deshalb, weil man die Urangst vor einem wild gewordenen Hund nicht unterschätzen sollte. Diese Angst steht zum totalen Kontrast zu jener Vorstellung, in der die Hunde als Begleiter des Menschen Bücher gefüllt und Filmemacher inspiriert haben.

In unseren Träumen verfolgen oder beschützen sie uns. Der Reiz, den treuen Menschenfreund als düsteren Albtraum in Szene zu setzen, ist da verständlicherweise groß. Und in der immer schlechter werdenden Horrortradition à la Netflix könnte man den spanischen Horrorfilm des Meisters Jose Luis Montesinos als hervorragend gelungenen Albtraum in abgründiger Manier bezeichnen. Der befürchtete und entscheidende Übergang vom Freund zum blutrünstigen Monster ist auf exzellente Weise gelungen. Und das obwohl der Macher bereits im Vorfeld keine Zweifel daran lässt, dass der Hund ab einem bestimmten Moment zum großen Problem werde könnte. Growl gehört zweifelsohne zu den Top Ten meiner Lieblingshorrorfilme, in dem der Regisseur seine eigene Kunst der Grausamkeit, weit weg von der billigen Machart anderer Horrorfilme, mit einfachsten Elementen zaubert. Die Erzählweise ist authentisch aber unspektakulär. Montesinos folgt einer einfachen Rezeptur: Kein übersteuertes und sinnloses Geschrei, nicht zu viel Darsteller, ein strikter Handlungsablauf und eine einfache Einstimmung. Fertig ist eine Geschichte, die ohne große Umwege zur Sache kommt. Die Kamera versteht es zu verunsichern und eine beklemmende Atmosphäre mit einfachen und nahezu bewegungslosen Bildern zu schaffen. Der Hund macht seinen Job hervorragend und fügt sich wie ein Profi jeder düster anmutenden Szene. Der Film steigert sich in eine tödliche Jagd, in der die Hindernisse zwischen Mensch und Hund immer weniger werden und das bedrückende Gefühl der Hilflosigkeit den Zuschauer in den Wahnsinn treibt, das in einen wilden Strudel aus Jäger und Gejagtem führt. Growl ist ein spanisches Horror-Meisterwerk, den man unbedingt gesehen haben muss. Ganz egal was andere Kritiker sagen.

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