Horrorfilme

“He`s out there” bringt neue Frische in die Kategorie Waldhorror

Halil Celiksoy. Blogger und Horrorfan 🙂

Quinn Lashers Wald-Psycho-Streifen beginnt mit einem eigentlich harmonisch-idyllischen Familienglück und endet nach einem erdrückenden Psychoterror so blutig wie man es von einem Haus-im-Wald-Horrorfilm erwartet. Klingt langweilig, ist aber nicht so. Und auch das Intro könnte so manchen Horror-Fan dazu bringen, ab dieser Stelle nicht mehr weiter zu schauen. Die Geschichte ist as usual: Ein Familie möchte ihre Ferien in einem Urlaubshaus im Waldgebiet an einem See verbringen. Mutter und Kinder machen sich schon mal ohne Vater mit dem Auto auf den Weg, da dieser etwas später nachkommen möchte. Die Story baut Lasher auf eine Kindergeschichte, die er von einem der Mädchen im Intro kurz vorlesen lässt. Diese gewollte Übertragung von der Geschichte der Maus und der Krähe auf den Film wirkt übertrieben und einfältig. Doch bringt man etwas Geduld mit, kann man sich von einem ansonsten überzeugenden Einstieg mit wichtigen Eindrücken zur Familie und Umgebung fangen lassen. Die zu Beginn des Films verspielte Glaubwürdigkeit holt sich Lasher also mit der Hinfahrt zum Urlaubshaus und der Ankunft dort zurück. Und auch ab da lässt er keine großen Kunstfehler mehr zu. Nur eins: Der leicht gelblich-dunkle Filter erweist sich von Beginn an als vollkommen unnötig. Was sich die Macher dabei gedacht haben, wird uns wohl für immer vorenthalten bleiben. Ich kenne solche billigen „Aufwertungsversuche“ normalerweise nur aus low budget Splatterhorrors. Es nimmt dem eigentlich sehr gelungenen Film die realistischen Eindrücke, verzerrt sie unnötig und steht als Störfaktor zwischen Auge und natürlichen Farben.

Das Haus dient nicht, wie etwa in „Amityville Horror“, als Ursprung und Hort des Bösen. Nichts deutet zu Beginn auf eine Gefahr oder dämonische Energie hin. Die Familie scheint sich die Gegend wohlüberlegt ausgesucht zu haben. Das Häuschen ist geradezu von Bäumen umzingelt und blickt auf einen ruhigen und idyllisch gelegenen See. Die erwartete Unruhe kommt mit dem kurzen Verschwinden der Mädchen im Wald, die während dem Spielen einem roten Faden folgen, das an Bäumen befestigt ist und in den Wald zu einem einladend gedeckten Tisch führt. Schon von da an wird klar: In Sachen Spannung überlässt Lasher nichts dem Zufall. Musik und Szenenbild harmonieren elegant und der Aufbau lässt viele Möglichkeiten offen. Von billigen Jump-Scares wird der Zuschauer verschont. Viel eher verursacht die sich zur konkreten Bedrohung aufbauende Dramaturgie eine positive Verwirrung. Geht es nun um Geister und zornige Dämonen oder doch um jemanden, der sich dazu entschlossen hat, mit der Axt ins Haus einzudringen. Durch gelungene Handlungswendungen und den richtigen Aufnahmewinkeln schafft es Lasher, die Spannung auf qualitativ spürbarer Ebene zu halten. Dabei wird man das Gefühl nicht los, dass man den Film womöglich total unterschätzt hat. Selbst wenn klar zu sein scheint, was vor sich geht, kommt ein kunstvoll gelungener Twist um die Ecke oder eben aus dem Wald und sorgt so für eine Spannungsauffrischung.

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